Psychische Probleme sind nicht nur „Theorien im Kopf“ oder ein „falsches Denken“. Sie bestimmen und beeinträchtigen das tägliche Leben. Sie führen zu Handlungen. Die Probleme können so stark werden, dass sie das tägliche Leben bestimmen. In der heutigen Gesellschaft ist es leider schwierig auf Menschen mit einem entsprechenden Verständnis zu treffen. Viele haben in der leistungsgeprägten Gesellschaft selbst Probleme mit zu halten und schaffen es nicht, zusätzlich andere mit aufzufangen. Menschen mit psychischen Problemen sind nicht schwach, sie sind krank – ein Umdenken, das nur sehr langsam in Köpfen stattfindet. Manchmal werden die Probleme auch als Aufmerksamkeit abgetan, weshalb viele beginnen, sich selbst zu verstecken. Das führt wieder zu Angst oder Wut auf Mitmenschen, die die Krankheit nicht sehen und damit nicht verstehen können. Ein gebrochenes Bein sieht jeder. Die Gewitterwolke im Kopf jedoch nicht. Wut und Ängste können sich weiter verschärfen bis sie im schlimmsten Fall zu einer gesellschaftlichen Isolation führen. Um das alles zu verstehen, muss sich das allgemeine Bewusstsein der Gesellschaft weiter entwickeln. Es braucht Aufklärung damit die Tabu-Themen Schritt für Schritt beseitigt werden können. Jedoch hat uns die Vergangenheit gelehrt, dass etwas, was unmöglich erscheint, eintreten kann (z.B. Abschaffung der Sklaverei mit einem sehr langen Weg bis zur Gleichberechtigung, Wahlrechte für Frauen, Gleichberechtigung für gleichgeschlechtlich lebende Paare). Es braucht jedoch auch Kämpfer an dieser Stelle, die das Ungleichgewicht beseitigen möchten.
Psychische Krankheiten sind keine falschen Vorstellungen, es sind ernst zu nehmende Proben und können daher die Hilfe von Psychotherapeuten erfordern. Einige hier kennen diese Suche bereits, andere fragen sich, wo man am besten anfängt. Hier möchte ich einige Informationen dazu zusammentragen: wie findet man Hilfe, wo fängt man an, welche Möglichkeiten gibt es und worauf sollte man achten?
Sich Hilfe zu suchen, kann erst mal eine große Hürde sein. Man muss sich selbst eingestehen, dass man diese professionelle Hilfe braucht, gerade im Leben nicht mehr klar zu kommen. Aber das ist kein Zeugnis von Schwäche, es zeigt eine innere Stärke, einen Selbstwert, weil man sich um sich selbst kümmert. Bedenke immer, auch psychische Krankheiten sind eine Krankheit und können daher behandelt werden. Wie diese Behandlung aussieht, ist oft auch ein individueller Faktor. Zusätzlich steht man vor dem Ereignis, dass man einer fremden Person die tiefsten Ängste und Geheimnisse erzählen will, das kostet Überwindung. Daher ist es wichtig, dass man sich bei der helfenden Person wohlfühlt und Vertrauen fassen kann.
Abschreckend können dann die langen Wartezeiten wirken, das „schlechte Image“, das eine Therapie heute leider immer noch hat. Am besten wäre, es würde niemand erfahren, da man in der Gesellschaft schnell geächtet wird. Nach wie vor leider ein kompliziertes Thema. Themen wie Therapeutenmangel können zusätzlich verunsichern. Insbesondere kann ein Klinikaufenthalt hemmen, da es immer wieder negative Berichte über die Zustände dort gibt. Dabei ist zu unterscheiden, ob es sich um eine Krisenintervention handelt, also eine zwanghafte Unterbringung, wenn eine Selbst- oder Fremdgefährdung vorliegt, oder ob es ein geplanter Aufenthalt ist. Eine Krisenintervention dient lediglich der Überwachung, dass nichts passiert. Daher werden oft auch ruhig stellende Medikamente gegeben. Ist der Patient nach wenigen Tagen soweit stabil, dass die Selbst- oder Fremdgefährdung glaubhaft ausgeschlossen werden kann, wird der Patient auch wieder entlassen. Nur in seltenen Fällen geschieht eine Übernahme in eine offene Station und eine längerfristige Behandlung. Denn auch in Kliniken gibt es oft Wartelisten.
Die eigentliche Suche nach Hilfe kann beim Hausarzt starten. Der Hausarzt wird erst einmal eine Untersuchung durchführen, ob nicht auch körperliche Erkrankungen vorliegen. Denn Symptome können dabei ähnlich sein, wie z.B. bei Vitaminmangel oder Probleme mit der Schilddrüse. Er kann unterstützen mit Adressen und Ansprechpartnern, insbesondere wenn es auch um eine Vermittlung an einen Psychiater geht. Auch dort sind Termine leider mit Wartezeiten verbunden. Schaltet sich der Hausarzt ein, kann es auch mal schneller gehen. Außerdem kann der Hausarzt auch Überweisungen ausstellen. Diese werden noch manchmal benötigt.
Wie sucht man nun? Es gibt verschiedene Möglichkeiten: Neben Hausarzt und Psychiater, gibt es auch diverse Online-Seiten, die bei der Suche helfen können. Ebenso kann man von der Krankenkasse problemlos eine Liste anfordern. Bei diesen ist man sicher, dass die Krankenkasse die Kosten auch übernimmt (gilt nur für Deutschland). Zusätzlich kann man natürlich auch das Internet durchforsten. Hierbei trifft man auf verschiedene Bezeichnung:
Psychiater sind Mediziner. Sie führen wenn meist nur kurze Gespräche. Ein Psychiater kann (ebenso wie der Hausarzt) Medikamente verschreiben, ist jedoch auf psychische Krankheiten spezialisiert (im Gegensatz zum Hausarzt, der oft Allgemeinmediziner ist). Bei einem Psychiater kann man daher auch gut Fragen zu Medikamenten anbringen und Rücksprachen halten, insbesondere bei Fragen zu Wirkung und auch Nebenwirkungen. Psychopharmaka greifen oft in den Hormonhaushalt des Gehirns ein. Daher kann es zu Beginn zu Nebenwirkungen kommen, die sich jedoch nach wenigen Wochen legen sollten. Psychiater verschreiben oft Medikamente, die bei vielen Patienten positiv ansprechen. Eine Garantie gibt es jedoch nicht. Daher kann es sein, dass ein Patient auch verschiedene Präparate testen muss, bis er das passende für sich findet. Das ist beschwerlicher Weg. Wichtig ist hier nicht aufgeben oder dem Psychiater die Schuld geben, er handelt nach bestem Wissen. Wichtiger ist in Kontakt zu bleiben und sich zu melden, wenn die Nebenwirkungen zu unangenehm sind. Mediziner unterliegen der ärztlichen Schweigepflicht.
Psychotherapeuten haben meist Soziologie, Pädagogik oder Psychologie studiert und anschließend eine zusätzliche therapeutische Ausbildung abgeschlossen. Therapeuten führen meist Gesprächstherapien. Hierbei gibt es verschiedene Ausrichtungen, worunter Verhaltenstherapie und tiefenpsychologische Ansätze am häufigsten vertreten sind. Welche Therapieform zu einem passt, kann man in Erstgesprächen erfragen. Ansonsten gilt hier auch einfach das Ausprobieren. Bei einer Therapie werden oft Therapieverträge abgeschlossenen, in denen auch Behandlungsziele definiert werden. Zusätzlich kann auch ein „Kein-Suizid-Vertrag“ verhandelt werden, indem der Patient dem Therapeuten bestätigt, keinen Suizid zu begehen. Therapiestunden werden meist in Blöcken bei der Krankenkasse beantragt und können auch bis zu einem gewissen Kontingent verlängert werden. Einzelheiten werden mit dem jeweiligen Therapeut besprochen. Hat der Therapeut eine Kassenzulassung werden die Kosten von der Krankenkasse übernommen. Therapeuten unterliegen der ärztlichen Schweigepflicht.
Daneben gibt es auch private Psychotherapeuten oder so genannte Life Coaches, Lebensberater oder Mentoren. Das können Psychotherapeuten sein, die keine Kassenzulassung haben. Üblicherweise müssen diese Kosten selbst getragen werden. Je nach Wohnort können das 60 bis 120 € pro 45 min sein. Findet man keinen Platz bei einem Kassen-Therapeuten, so kann bei der Krankenkasse eine Kostenübernahme angefragt werden. Die Bewilligung wird im Einzelfall entschieden. Der Begriff Mentor oder Life Coach ist jedoch nicht geschützt und jeder darf sich diese Berufsbezeichnung geben. Daher bleibt auch hier zu prüfen, ob der Helfer die entsprechende Hilfe überhaupt anbieten kann.
Zusätzlich gibt es auch therapeutisch arbeitende Mediziner.
Zusätzlich findet man oft Angebote wie Reittherapie, Ergotherapie, Maltherapie, etc. Solche Bezeichnungen und auch der Beruf Reittherapeut ist kein staatlich anerkannter Ausbildungsberuf. Der Helfer sollte zumindest eine Ausbildung in dem Bereich (Pädagogik, Sozialpädagoge, Erzieher, Heilpädagoge, etc.) haben um vertrauenswürdig zu sein. Jedoch kann sich auch ein Pferdewirt so bezeichnen und das Therapieangebot anbieten. Die Qualität hängt damit von der Ausbildung des Anbieters ab. Einen Qualitätsnachweis kann über entsprechende Weiterbildungen geführt werden. Diese darf man auch anfragen. Gerade solche Leistungen werden oft nicht von der Krankenkasse übernommen, sondern müssen selbst gezahlt werden. Ein wissenschaftlicher Beweis, dass diese Therapie im Allgemeinen anschlägt, liegt nicht vor. Im Einzelfall kann dies vorkommen, jedoch geht davon die Grundlage der Krankenkassen nicht aus. Hier sollte man daher genau prüfen, wem man sein Geld gibt.
Der Beruf des Heilpraktikers ist eine Ausbildung und kann zwischen 6 Monaten und 3 Jahren dauern. Der psychologische Anteil kann hier im Rahmen einer Ausbildung mit abgedeckt werden, muss jedoch nicht. Hier gilt das gleiche wie bei anderen Therapieformen, die nicht von der Krankenkasse übernommen werden, zu prüfen, ob eine entsprechende Qualifikation vorliegt.
Seelsorger gibt es im gläubigen Kontext, z.B. als Priester. Es können auch weitere kirchliche Freiwillige als Zuhörer fungieren. Priester unterliegen dem Beichtgeheimnis, d. h. die Gespräche werden vertraulich behandelt. Gespräche sind üblicherweise kostenlos, jedoch in einem weniger häufigen Turnus, da ein Priester meist eine sehr große Gemeinde mit allen anfallenden Arbeiten abdecken muss. Ob eine religiöse oder spirituelle Hilfe das Richtige ist, muss jeder Hilfesuchende für sich selbst entscheiden. Der Glaube an etwas Höheres kann Menschen helfen und damit eine natürliche Ressource sein. Sollte man als nicht- oder wenig-gläubiger Mensch eine solche Hilfe aufsuchen, muss man sich zum einen auf die religiösen Rahmenbedingungen einlassen, zum anderen sollte man sich aber nicht in eine Weltanschauung drängen lassen, die der eigenen nicht entspricht.
„Alternative Methoden“ können teilweise nicht realitätsnah sein. Wochenendseminare können für einen kurzen Moment helfen, da der Alltag ausgehebelt wird. Meist dienen sie jedoch keinem langfristigen Ziel, da in kurzer Zeit kaum ein komplettes Umdenken und lösen der Probleme stattfinden kann. Die Probleme eines Patienten ergeben sich aus dessen Leben. Eine langfristig funktionierende Hilfe muss dies also berücksichtigen. Daher kann nach Klinikaufenthalten auch eine ambulante Therapie empfehlenswert sein, damit der Patient Stabilität behält und nicht in alte Verhaltensmuster zurückfällt. Zu den alternativen Methoden können auch so genannte Human-Energetiker, Hypnosetherapeuten, NLP-Anbieter, Familiensteller, Klopftechniker, Reiki-Meister, Hellseher, mediale Helfer oder Wahrsager zählen. Diese Berufsbezeichnungen gerade im spirituellen Bereich erfordern keinen Berufsnachweis und können frei von jedermann gewählt und angeboten werden. Ob es jemandem hilft, hängt daher sehr von der Eigeninitiative und Weiterbildung des Anbieters ab. Teilweise sind die sogenannten Qualifikationen fragwürdig. Bei entsprechenden Anbietern gilt es daher die Kompetenz zu prüfen. Zusätzlich ist hier immer von Selbstzahlung auszugehen. Diese Methoden stehen der klassischen Medizin gegenüber. Vorsicht ist anzuraten, wenn ein Helfer blind seiner Methode vertraut und einen wahren Kult darum führt. Ein Einfühlungsvermögen auf die individuellen Bedürfnisse des Patienten kann hier mangelnd sein. Gerade unsichere Hilfesuchende können hier vorschnell von Wirksamkeitsversprechen oder Glaubenssprüchen eingefangen werden. Es darf durchaus offen an solche Themen angegangen werden, jedoch sollte der Einzelfall auch kritisch hinterfragt werden können. Alternative Methoden werden üblicherweise nicht von der Krankenkasse übernommen, jedoch können auch hier positive Ergebnisse erzielt werden. Teilweise gibt es auch Zusammenarbeiten. Seriöse Anbieter klären hier gerne auf.
Weitere oft kostenfreie Angebote sind Selbsthilfegruppen. Die können neben caritativen Trägern auch Angebote der Stadt sein, weshalb man sie oft auf dem Internetportal der Stadt oder auch in entsprechender Wochenpost findet. Selbsthilfegruppen gibt es zu sehr verschiedenen Krankheitsbildern, aber auch für Angehörige. Organisation und Leitung können hier unterschiedlich ausfallen. Oft wird eine Kontaktperson benannt, an die man sich bei Fragen wenden kann.
Es gibt viele verschiedene Online-Angebote. Vorteil ist hier, dass der Patient nicht die eigene Wohnung verlassen muss, was bereits ein starkes Hindernis sein kann. Online-Angebote können mit Kosten verbunden sein. Hier gilt es im Zweifelsfall auch eine „Abo-Falle“ im Vorfeld zu prüfen. Des Weiteren ist darauf zu achten, wie das Angebot aussieht. Dies kann von Selbsthilfegruppen bis zur professionellen Therapie reichen. Hier gilt es selbst abzuschätzen, was einem gut tut und welche Hilfe man sucht. Ähnlich wie bei alternativen Methoden ist hier selbst die Qualifikation des Helfers zu prüfen. Wichtig ist auch, dass online viel von Bloggern, Betroffenen oder Fachpersonen in Internetportalen oder Foren veröffentlicht werden kann. Vieles vertritt die eigene Meinung oder Erfahrung einer einzelnen Person oder wird nicht von anderen gegengeprüft. Werden z.B. wissenschaftliche Quellen bzw. Literatur benannt, wirkt es bereits seriöser. Dies soll auch nicht die eigenen Erfahrungen eines Verfassers schmälern, nur leider ist online heutzutage so ziemlich alles zu finden. Symptome online zu suchen, kann manchmal mehr Ängste schüren als aufklären. Daher sollte auch hier die Qualität eines Betrags durchaus geprüft werden und nicht alles direkt geglaubt werden.
Fachliteratur gibt es viele. Wer sich hier welche Unterstützung sucht und nutzen kann, ist jedem selbst überlassen. Es ist dabei gut zu beachten, dass der Text so geschrieben ist, dass er für den Hilfesuchenden verständlich ist und nicht mehr verwirrt als hilft. Dabei gibt es sowohl Fachliteratur, die über Krankheiten aufklären kann, als auch Selbsthilfebücher mit kleinen Anleitungen im Umgang für den Alltag.
Allgemein gilt: Der Helfer sollte sich mit der Krankheit des Patienten auskennen und gezielte Hilfe anbieten können. Dies darf man auch gerne im Erstgespräch erfragen und die Erfahrungen des Helfers herausfinden. Eine Therapie nützt nichts, wenn der Helfer für die Krankheit nicht ausgebildet und fähig ist, zu helfen.
Was ist nun ein Qualitätsnachweis für einen Helfer? Ich verwende hier bewusst das Wort Helfer, da wir gesehen haben, dass es mehr als nur Therapeuten gibt. Ist das ein abgeschlossenes Studium? Eine entsprechende Ausbildung? Macht eine Ausbildung einen Helfer immer gleich auch zu einem guten und passenden Helfer? Diese Frage ist nicht einfach zu beantworten. Eine gewisse Berufserfahrung kann hineinspielen. Hält ein älterer Helfer jedoch an verstaubten Methoden fest, die heute nicht passend sind, kann sich das jedoch auch negativ auswirken.
Wichtig ist, dass das Zwischenmenschliche stimmt, dass man ein gutes Gefühl dabei hat, auch wenn man sich gerade an einem gefühlten Tiefpunkt des Lebens befindet. Wenn man mit Abscheu rein geht, sich überhaupt nicht dort wohl oder unverstanden fühlt, sind das deutliche Zeichen, dass man sich nach einem anderen Helfer umschauen sollte. Du fühlst dich bei dem ersten Besuch vermutlich unwohl, bist nervös, es ist neu und fremd. Vielleicht auch unsicher, was alles erwartet wird. Ein guter Helfer, leitet dich durch das Erstgespräch, fragt, was für ihn wichtig ist und wo du in deinem Leben stehst. Ein guter Helfer erzählt auch etwas über sich, seine Behandlungsmethoden und das allgemeine Vorgehen. Natürlich darf man auch Fragen stellen, wenn man etwas nicht versteht oder mehr wissen will. Oftmals muss man das Erstgespräch anschließend erst mal verdauen. Also Frage dich gerne auch am Tag danach: wie hast du dich dort gefühlt? War das Gespräch ok, war es ruhig? Oder hast du dich unter Druck gesetzt gefühlt? Wenn du das Gefühl hast, dort kannst du dich fallen lassen, dort bist du, deine Gedanken und deine Gefühle gut aufgehoben, dort kannst vertrauen, sind das sehr gute Anzeichen. Frage dich auch, ob du mit dem, was verlangt wird, wie die Therapiemethode aussehen soll, klar kommst. Gegenanzeichen sind hingegen Beschimpfungen oder eine Verurteilung wegen der Krankheit. Kein seriöser Helfer wird so etwas tun. Die Therapiestunden sind für den Patienten. Er sollte im Mittelpunkt stehen, genauso seine Sorgen, Probleme und Ängste. Redet der Therapeut jedoch nur von sich und stellt den Patienten hintenan, läuft etwas verkehrt. Hier gilt es dann besser weiter zu suchen, auch wenn das Angebot nicht groß oder mit langen Wartezeiten verbunden ist. Nur hinzugehen, damit man einen Helfer hat, wird nicht viel bringen oder kann sich sogar negativ auswirken, da man eine Abscheu vor dem Berufsstand entwickelt. Bitte bedenke auch hier, jeder Helfer ist auch nur ein Mensch und Menschen sind unterschiedlich. Was bei einem nicht klappt, kann bei einem anderen funktionieren.
Ein schlechtes Erstgespräch kann nun erstmal auch einen Rückschlag bedeuten und das in einer Zeit, in dem es dem Patienten gar nicht gut geht. Wichtig ist sich hiervon nicht abschrecken zu lassen. Es kann nützlich sein, direkt 2-3 Termine bei unterschiedlichen Helfern zu vereinbaren, da man direkt weiß, es gibt noch Alternativen. Darüber hinaus kann man auch ein wenig vergleichen. In einer Zeit, in der einem die ganze Welt grau und trist erscheint, kann das Urteilungsvermögen verschlechtert sein. Steckt man in einer Krise, kann die Wahrnehmung verzerrt sein. Hoffen auf Linderung oder Heilung liegt dicht neben dem Leid. Es kann daher schwer fallen, den Helfer zu beurteilen. Was man wahrnimmt ist da. Man sollte sich aber die Frage stellen, ob die Gewichtung stimmt. Daher kann es auch helfen ein Erstgespräch im Anschluss mit einem vertrauten Menschen zu besprechen und so alles noch einmal zu reflektieren. Was war gut? Was hat mir weniger gut gefallen? Wo würde ich mehr Hilfe wollen? Manche Therapeuten bieten bis zu 3 Erstgespräche an. Hier kann man solchen Fragen nochmal nachgehen, gezielt Fragen stellen. Erst danach muss man sich dafür oder dagegen entscheiden. Eine Suche kann sich daher lang und mühselig gestalten, wichtig ist durchzuhalten und sich eine passende Hilfe zu suchen, auch wenn es zwischenzeitlich hoffnungslos aussehen mag. Hierbei können auch Familie oder Freunde unterstützen, die einem immer wieder den Rücken stärken weiter zu machen.
Schwierigkeiten können auch äußere Umstände gestalten, wenn man z.B. auf die Hilfe von der Familie angewiesen ist, sei es als Fahrdienst, oder von den Familie Druck ausgeübt wird, dass der erstbeste, der einem nun endlich ein Erstgespräch angeboten hat, genügen muss. Die Übernahme von Fahrtkosten (teilweise auch Taxi) kann z.B. bei der Krankenkasse angefragt werden. Denke immer daran, deine Gefühle sind ernst zu nehmen. Wenn es nicht passt, suche bitte weiter, denn nur so bekommst du eine gute Hilfe, die dir langfristig etwas nützt. Kämpfe auch wenn es noch so schwer aussieht.
Ist ein Patient bereits länger in Behandlung und verspürt keine Wirkung einer Therapie oder Linderung der Symptome, stellt sich die Frage nach der Wirksamkeit der angebotenen Hilfe. Zum einen muss gesagt sein, dass ein Hilfesuchender geduldig sein muss. Eine Therapie ist ein Prozess, der andauern kann. Beschäftigt einen die Frage jedoch, so sollte sie offen angesprochen werden können. Ein Helfer sollte das auch nicht als Kritik verstehen. Er kann zu diesem Zeitpunkt ggf. Fortschritte aufzeigen oder Zwischenziele setzen, so dass auch dem Patienten der Heilungsweg deutlich wird. An dieser Stelle sollte nicht nur der Helfer und seine Methoden hinterfragt werden, sondern auch der Hilfesuchende muss sich selbst hinterfragen: bin ich in allen Themen ehrlich? Bin ich offen die Hilfe anzunehmen oder blocke ich gewisse Bereiche ab? Wenn ja, warum? Sich selbst, das eigene Handeln und Denken zu hinterfragen, kann auch ein Teilaspekt einer Therapie sein, denn oft gewöhnen wir uns unterbewusst Verhaltensweisen an um uns zu schützen. Jedoch kann eine Schutzmauer auch zu einem Hindernis in der persönlichen Entwicklung werden. Stellt man sich in einer Therapie, mit verschiedenen schwierigen Situationen vielleicht besser da als es ist, um zu gefallen, einen Fortschritt zu zeigen und ist dabei evtl. nicht ganz ehrlich? Hat der Patient Angst vor Beschuldigungen, weil die Methode nicht anschlägt? Eine Therapie greift falls notwendig in das gesamte Leben ein, aber zumindest in die komplizierten Lebenssituationen. Das eigene Reflektieren hilft auch, sich selbst besser zu beobachten. Endet eine Diskussion der Wirksamkeit in gegenseitigen Schuldvorwürfen, so wäre zu überlegen die Therapie zu unterbrechen um sich selbst und das bisherige vorgehen zu reflektieren, andererseits kann auch ein Therapeutenwechsel ratsam sein, wenn das therapeutische Verhältnis unwiderrufbar zerrüttet ist. Ebenso kann die gewählte Methode, die falsche für den Patienten sein. Eine Therapie und ihre Wirksamkeit hängt von der Interaktion des Helfers und des Hilfesuchenden ab, es ist ein miteinander, das zusammenpassen muss.
Hat man nun doch eine Therapie begonnen und Stunden wurden von der Krankenkasse bewilligt, kann es sein, dass man nachträglich feststellt, es passt doch nicht. Das kann verschiedene Gründe haben, der schwerwiegendste dabei ist vermutlich der Vertrauensbruch. Es ist kein Problem eine Therapie abzubrechen, jedoch ist dies meist für den Patienten nicht ratsam. Schlechte Helfer versuchen dann an den Patienten zu appellieren, dass sie wo anders von vorne beginnen müssten und sie doch in der Therapie nun schon so weit seien. Oder sie weißen auf die langen Wartezeiten hin und bestürmen den Patienten regelrecht in der Zeit doch besser nicht ohne Therapie zu sein. Dies mag alles zutreffen, aber ein guter Helfer merkt auch, wenn es mit dem Patienten nicht klappt und hilft vielleicht sogar an einen Fachkollegen zu vermitteln. Das sind jedoch eher die Ausnahmen. Ein Therapeutenwechsel ist also nie ein Problem. Man muss dem bisherigen Therapeuten auch keine Gründe nennen, warum man die Therapie dort nicht fortsetzen möchte. Wichtig für einen selbst ist jedoch die Suche nach einem neuen Therapieplatz. Die bewilligten Stunden können sogar problemlos mitgenommen werden. Hierzu muss man lediglich der Krankenkasse Bescheid geben (z.B. per Mail/ Brief oder Telefonat). Werden die Stunden privat gezahlt, ist das Vorgehen sogar noch problemloser, hierbei ist jedoch darauf zu achten, dass ein gewisses Stundenkontingent nicht im Voraus gezahlt werden muss und das Geld dann weg ist. Solche Methoden gelten allgemein als unseriös.
Werden die Kosten einer Therapie selbst gezahlt, so sind höhere Kosten nicht automatisch ein Qualitätsnachweis. Oftmals kann das Selbst-Zahlen einen zusätzlichen Druck ausüben, da man sich verpflichtet fühlt nun auch hinzugehen. Hierbei ist anzumerken, dass auch bei Kassenstunden eine Verpflichtung besteht hin zu gehen oder frühzeitig abzusagen, da die Stunden sonst auch privat in Rechnung gestellt werden. Der Druck als Selbstzahler sollte daher nicht höher sein, jedoch kann er so empfunden werden, da man das Geld real aus der eigenen Geldbörse „verschwinden“ sieht. Ein gutes Merkmal kann bei privaten Angeboten ein kostenloses Erstgespräch sein. Diese sind zwar oft kürzer, jedoch zeigt es an, dass der Helfer in erster Linie am Patienten interessiert ist und nicht an dessen Geld. Unseriöse Anbieter können hier sogar eine Art „Abo-Falle“ einbauen, indem eine Summe über mehrere Sitzungen vorab gezahlt werden muss, ohne dass Gespräche stattfanden, ob diese Therapieform überhaupt dem Patienten hilft. Hier kann eine Profitgier des „Helfers“ im Vordergrund stehen und nicht das Wohl des Patienten. Ebenso sollte man bei diesen Verträgen darauf achten, dass bei einem Therapieabbruch keine weiteren Kosten bzw. Stunden, die nicht wahrgenommen werden, in Rechnung gestellt werden.
Ein guter Helfer sollte Einfühlungsvermögen und Verständnis mitbringen. Insbesondere auch den Patienten in seinem Tempo an den Problemen arbeiten zu lassen. Ein Zwang, insbesondere bei Ängsten und Aussagen wie „das muss nun aber endlich klappen“, sind keine guten Ansätze. Ein guter Helfer sollte eine entsprechende Hilfsbereitschaft mitbringen, das Problem anzugehen. Methoden zur Bewältigung zusammen mit dem Patienten entwickeln, die auch dem Patienten angemessen sind. Jeder Patient ist etwas anders, daher sollte auf seine individuellen Bedürfnisse eingegangen werden. Hilfreich ist zusätzlich wenn die Ansichten über das Leben, die Psyche und die persönliche Einstellung zu denen des Patienten passt. Das kann die gegenseitige Sympathie fördern. Ein guter Helfer muss nicht zwingend ein Mediziner oder ein Therapeut sein. Er muss auf den Patienten passende Orientierung bieten. Ein guter Helfer stärkt den Glauben des Patienten an Hilfe und Heilung, auch wenn eine Ausheilung nicht möglich oder unwahrscheinlich ist (z. B. bei Psychosen oder chronischen Krankheiten). Aber er kann Hoffnung spenden, dass es besser wird.
Unseriöse Helfer gibt es leider auch. Diese stellen das mit dem Leid des Patienten, dem Therapeutenmangel und einer gewissen eigenen Skrupellosigkeit verdiente Geld in den Vordergrund. Eine gute Warnung kann hier sein, wenn sich die sogenannten Helfer selbst übertreffen und Wirksamkeit und Heilung versprechen ohne das Problem zu kennen. Ein seriöser Helfer, der den Patienten in den Mittelpunkt stellt (und nicht sein Geld), wird solche Versprechen nicht geben. Das mag erst einmal ernüchternd klingen, aber jede Therapie ist eine Anleitung zur Selbsthilfe, in der der Helfer den Weg des Patienten begleitet. Ein seriöser wird eine Besserung in Aussicht stellen und verbindet dies mit einem professionellen Auftreten. In einem Wirksamkeitsversprechen kann die Unerfahrenheit und Hoffnungslosigkeit des Patienten schnell ausgenutzt werden. Wirkt ein Helfer eitel, überheblich oder ist er ein einer Rechthaberei manifestiert, wirkt er unfreundlich (jedoch nicht mit Grenzen setzen verwechseln) oder neigt er dazu den Patienten bei negativem Verhalten wiederholt zu kritisieren, sind das Merkmale eines unprofessionellen Helfers. Stellt sich der Helfer jedoch als alleiniger Retter des Patienten dar, so sollte man die Motive ebenfalls hinterfragen. Eine übertriebene Freundlichkeit kann ebenso falsch und aufgesetzt wirken. Ist ein Helfer humorlos oder sehr ernst, sollte man sich selbst fragen, ob man mit einem solchen Menschen gut auskommt. Hier ist jeder etwas anders. Ebenso wird sich ein seriöser Helfer nie über einen Patienten lustig machen. Der Patient sollte bei der Suche nach einem passenden Helfer auch darauf achten, ob der Helfer zuverlässig (häufige Terminabsagen oder -Verschiebungen) und diskret ist. Ein Helfer sollte nie über einen anderen Patienten erzählen. Die behandelten Themen fallen bei Medizinern und Therapeuten unter die ärztliche Schweigepflicht, bei der religiösen Seelsorge unter das Beichtgeheimnis. Ob alternative Helfer ebenso eine Schweigepflicht einhalten, sollte zu Beginn geklärt werden. Eine gesetzliche Vorgabe zur Schweigepflicht, gibt es nicht.
Eine Eigenschaft, die von beiden Parteien ausgehen muss, ist die Diskussion, insbesondere wenn es sich um eine Gesprächstherapie handelt. Argumente und Fragen dürfen von beiden Seiten nicht als Angriffe aufgenommen werden. Fragen an den Helfer sollen dem Patienten helfen zu verstehen, was falsch läuft und wie der Patient sein Verhalten verbessern kann. V.a. wenn Ratschläge unverständlich sind, sollte nachgefragt werden. Stellt der Helfer Fragen, sollen diese hauptsächlich zur Anregung dienen über einen gewissen Sachverhalt genauer oder aus einem anderen Blickwinkel nachzudenken. Sie sind nicht als Neugierde oder Vorwürfe zu verstehen.
Seriöse Anbieter wissen, dass sie zu einem gewissen Maß (hierbei zählt auch der Wille des Patienten) helfen können und müssen damit nicht übertrieben werben. Es werden keine Versprechen auf Wirksamkeit im Voraus gegeben. Sie wissen jedoch auch, dass nicht jeder jedem helfen kann. Das Zwischenmenschliche muss stimmen und die Vertiefung des Helfers muss zum Krankheitsbild passen. Auch ein Therapeut, der alle Krankheitsbilder annimmt, kann hinterfragt werden, da hier keine fachspezifischen Vertiefungen vorliegen können. Seine Hilfe also eher allgemein und oberflächlich sein kann. Bei speziellen Krankheitsbildern kann dies jedoch nicht ausreichend sein.
Was in einem Menschen vorgeht, erkennen wir in seinem Verhalten, in seinen Antworten und an seiner Körpersprache. Das gilt für den Patienten ebenso wie für den Helfer. Daher erfassen wir auch oft unbewusst, ob jemand authentisch und hilfsbereit wirkt oder aufgesetzt. Das „Bauchgefühl“ spürt dem anderen so zu sagen nach. Eine Therapiesitzung mag besonders zu Beginn unangenehm sein, aber unser „Bauchgefühl“ leitet uns hier auch schon ein wenig. Hat man das Gefühl „nur raus hier“, sollte man diesem Gefühl vertrauen, dann passt der Helfer nicht oder die angebotene Hilfe ist in diesem Moment nicht die richtige. Alternativ kann man selbst auch noch nicht bereit sein für eine Therapie. Sag das „Bauchgefühl“ hingegen ein „naja, vielleicht…“, so sollte man in einem weiteren Termin versuchen, ob es passt. Um sich wohl zu fühlen sollten Eigenschaften wie Verständnis, Freundlichkeit und Offenheit vorliegen. Trotzdem darf ein Helfer auch persönliche Grenzen stecken, insbesondere bei negativem Verhalten oder Grenzüberschreitungen des Patienten. Diese Grenzen schützen in dem Moment den Helfer, was für diesen Beruf auch wichtig ist. Ein Helfer muss demnach eine gewisse professionelle Distanz wahren, darf dabei aber nicht abstumpfen. Der Patient sollte ihm nicht „egal“ werden. Genauso darf er nicht unpersönlich wirken. Für den Helfer kann es daher auch schwierig sein für jeden Patienten die passende Balance zu finden, da jeder Patient hier ein unterschiedliches Empfinden hat.
Ergibt sich in der Therapie ein erhöhter und anhaltender Leidensdruck, so sollte dieser angesprochen werden. Lehnt ein Helfer ein solches Gespräch ab, lässt also auch keine Kritik an seinen Methoden oder der Vorgehensweise zu, so zeugt dies von einer gewissen Überheblichkeit oder Arroganz. In solchen Fällen ist es oft ratsam die Therapie zu unterbrechen oder den Helfer zu wechseln. Ebenso sollte der Helfer den Patienten nicht unter Druck setzen. Ein guter Helfer sollte geduldig und nicht stur sein. Droht ein Helfer gar mit Sätzen, wie „Wenn sie meine Methode nicht anwenden, ist Ihnen nicht zu helfen“ oder macht Aussagen wie „Da kann ich Ihnen auch nicht sagen, was Ihnen noch hilft“, so kann das neben dem Druck, dass die Therapie endlich anschlagen muss, auch zu einer tiefen Hoffnungslosigkeit führen. Ein gesteigerter und anhaltender Leidensdruck durch die Therapie, kann die Krankheit verschlechtern. Ein guter Helfer erkennt die Grenzen seiner Methode und wie sie zu einem Patienten passt. Er macht weitere Vorschläge, auch wenn ggf. eine weitere Behandlung nicht bei ihm liegt. Zu beachten gilt jedoch, dass eine Therapie nie leicht ist. Das ist keine OP, in der der Arzt schnell ein Stück herausschneidet, es ein paar Schmerzmedikamente gibt und in sechs Wochen ist wieder alles gut. Eine Therapie bedeutet sich mit seinen Ängsten und Problemen auseinander zu setzen. Angeleitet und nicht alleine. Man geht jedoch nochmal durch traumatische Erlebnisse, muss sich den tiefsten Ängsten stellen. All das kann belastend sein für den Moment. Ein guter Helfer versucht daher die Stunde so abzuschließen, dass der Leidensdruck nicht zu hoch ist. Es kann jedoch immer ein gewisser, bitterer Nachgeschmack in den nächsten Tagen vorhanden sein. Dieser sollte sich jedoch bis zur nächsten Therapiestunde legen. Ist das nicht der Fall, gilt es das Problem anzusprechen, denn dann muss das Vorgehen geändert werden.
Auf dem Weg der Therapie werden vermutlich verschiedene Faktoren auffällig. Die Therapie dient dem Patienten sich zu öffnen und schwierige Situationen zu verarbeiten. Hierbei wird auch die therapeutische Beziehung (d.h. die Beziehung zwischen Helfer und Patienten) vertieft und verändert. So wie sich der Patient im Laufe der Behandlung ändert, so lernen auch Helfer durch die Arbeit mit Betroffenen immer wieder dazu. Auch die besten Helfer können jedoch nicht zaubern. Eine Therapie kann nur funktionieren, wenn der Patient bereit ist auf eigenverantwortliche Lern- und Veränderungsprozesse einzugehen, sich den Ängsten zu stellen und entsprechend mitzuarbeiten. Wichtig ist dabei auch die Weiterentwicklung des Patienten zu beobachten. So kann der Helfer dazu auch immer wieder Feedback anbieten. Kein Helfer ist perfekt, so können Missverständnisse und Fehler auftreten. Diese gilt es zu erkennen und zu beheben. Das gilt gleichermaßen auch für den Patienten. Die wichtigste Zutat der Therapie ist die Mitarbeit des Patienten, der Wunsch und das Wollen etwas im Leben zu verändern. Das beginnt bei der eigenen Einstellung und kann auch räumliche, berufliche oder familiäre Faktoren beinhalten. Verschließt sich der Patient gegen die Mitarbeit, ist ihm nicht zu helfen. Die Mitarbeit ist also der entscheidende Faktor. Sich nur auf einen Stuhl einer Person gegenüber hin zu setzen, die Zeit abzusitzen, hilft nicht. Die Veränderung kommt letztendlich aus dem Inneren des Patienten. Der Erfolg einer Therapie hängt daher nur teilweise vom Helfer ab. Ein guter Helfer schafft es die Eigeninitiative des Patienten zu stärken und somit eine Selbstheilung anzuregen. Jedoch kann auch ein guter Helfer nur so weit agieren, wie es der Patient zulässt. In einem Patienten kann viel Verborgenes stecken, das einem Helfer erst im Laufe der Therapie klar wird. Daher ist zu Beginn der Ausgang der Therapie nicht absehbar. Es gibt Zielsetzungen. Daher wird ein seriöser Helfer keine Garantie auf Heilung geben. Das ist kein Eingeständnis der eigenen Unfähigkeit, sondern eine bodenständige Herangehensweise. Sie bedeutet ebenfalls nicht, dass sich der Helfer keine Mühe gibt, sondern lediglich, dass auch er nicht sehen kann, wie sich die Zukunft im Detail entwickelt. Gibt ein Helfer hingegen bei einem Versagen der Therapie die alleinige Schuld dem Patienten, so ist dies ebenfalls kein seriöses Verhalten. Auch der Therapeut hat die Aufgabe zu dem Patienten, teilweise durch einen massiven Schutzwall, durchzudringen. Ist ihm das nicht möglich, so sollte ein guter Helfer sich dies auch eingestehen. Hier kann es auch gut sein, dem Patienten mitzuteilen, dass er der falsche Helfer ist. Mit diesem Eingeständnis, wird keine Unprofessionalität deutlich, sondern das Gegenteil: Der Helfer verbraucht nicht die bewilligten Stunden oder das Geld des Patienten, sondern gibt ihn an einen Kollegen weiter, der möglicherweise fähig ist zu helfen. Lehnt ein Therapeut also die Annahme eines Patienten ab, da das Krankheitsbild nicht zur Ausbildung passt oder weitere Indikatoren vorliegen, so zeugt das von einer gewissen Seriosität und auch den Fokus auf dem Patienten und der Hilfe, die dieser erhalten soll.
Gibt ein Helfer vorab schon eine Garantie auf Heilung, kann dies den Patienten auch in eine gewisse Bequemlichkeitsposition bringen: Die Heilung kommt garantiert, ob ich nun mitarbeite oder nicht. Ich muss nur hingehen. Diese passive Erwartungshaltung mindert jedoch den Erfolg einer Therapie, da der Patient eine aktive Mitarbeit gewährleisten muss. Diese Passivität fördert jedoch den Misserfolg einer Therapie. Die Behandlung einer psychischen Krankheit ist also nicht gleich zu setzen der einer körperlichen Krankheit, wo man gelegentlich zum Arzt geht, der etwas hier drückt, da was einreibt und drei Tabletten später läuft alles wieder. Eine Therapie bei einer psychischen Erkrankung ist vielmehr ein Mitarbeiten und ein Lernen.
Einige Denkanstöße einer Therapie können zeitversetzt, teilweise erst Monate oder Jahre später, eintreten. Ein Moment, wo das Gesagt endlich „klick“ macht. Nicht jede Therapiestunde muss daher mit einem Aha!-Erlebnis abgeschlossen werden. Solche Momente können auch eintreten, wenn bereits eine Lebens- oder Wahrnehmungsänderung eingesetzt hat. Durch eine Therapie kann sich die Wahrnehmung oder Bewertung von Ereignissen im Alltag verändern. Daher kann eine Therapie noch langfristig nachschwingen.
Regelmäßiges Feedback ist von beiden Seiten wichtig. So kann ein Helfer die Fortschritte des Patienten aufzeigen, was diesen weiter anspornen kann. Es sollte immer die richtige Menge an Erfolg zurück gemeldet werden und den Patienten auch auf nächste Schritte vorbereitet werden, die länger dauern können, bis der nächste Erfolg eintritt. Diese Aufklärung dient der richtigen Erwartungshaltung und schützt auch vor Enttäuschungen. Wichtig ist aber auch, dass der Patient offen Feedback an den Helfer geben kann, ohne beschuldigt zu werden, es läge ja alles an ihm. Manche Methoden sind für einen Patient nicht geeignet oder die Themeninhalte der letzten Sitzung waren zu viel, zu massiv, lösten Flashbacks aus und triggerten noch Tage danach. Das kann zu einem verhalten führen, in dem der Patient nicht mehr genügend auf sich und die eigene Gesundheit achtet, oder zu Lethargie-Zuständen, sodass er sich krank melden musste. Dann wird zu schnell in der Therapie vorgegangen. Ein Helfer kann dies aber erst durch Feedback einschätzen. Das ist wichtig, damit der Patient nach einer Therapiestunde nicht in ein emotionales tiefes Loch fällt. Dieses Feedback darf auch immer vom Patienten gegeben werden. Gute Helfer fragen zu Beginn der nächsten Stunde nach. Hier darf man ehrlich sein. In einer Therapie muss man nicht stark sein. Ein guter Helfer geht auf dieses Feedback angemessen ein und bietet auch Hilfestellungen, falls das emotionale Loch doch kommen sollte.
Eine Therapie ist ein Stück Lebensweg und wie jeden Weg, den wir beschreiten kann er mal eben, mal steinig sein. Egal wie er verläuft, er braucht immer Zeit, indem er beschritten wird. Zeit ist daher ein weiterer Aspekt in einer Therapie. Wird die Therapie nur auf wenige Stunden veranschlag oder über einen festgesetzten Zeitraum (z. B. Klinikaufenthalt), kann das zu einem ungewünschten Zeit- und Erfolgsdruck führen: ich muss in den drei Monaten der Klinik wieder gesund werden und danach wieder funktionieren, für die Arbeit, die Familie… Therapie ist jedoch eine Entwicklung und manche Faktoren treten erst nach einer gewissen Zeit auf. Diese gilt es dann neu zu bewerten. Nach einem Klinikaufenthalt kann daher eine anschließende ambulante Therapie hilfreich sein. Therapiestunden können neu beantragt werden und die Therapie damit verlängert werden. Es ist wichtig das richtige Ziel im Auge zu behalten, die Genesung, nicht die Zeit. Wird eine Heilung nach kurzer Zeit prognostiziert und diese tritt nicht ein, kann dies auch zu einer Unzufriedenheit des Patienten führen. Gerade bei psychischen Krankheiten kann dies zu einer Verschlechterung des Zustandes führen: mir ist eh nicht zu helfen, nie klappt etwas in meinem Leben… Das kann soweit führen, dass eine Behandlung abgebrochen wird. Der Patient verspürt Frust und Hoffnungslosigkeit, wo ihm doch geholfen werden sollte. Teilweise tritt auch eine Eigenschuld und Selbstzweifel ein. Werden Heilungsprognosen jedoch in zu langen Zeitbahnen abgesteckt, so kann auch dies abschrecken. Ein gutes Mittelmaß sind hier einzelne Etappenziele und regelmäßiges Feedback durch den Helfer.
Der Weg der Heilung sollte demnach auch ein Weg zur Linderung der Beschwerden sein. Dieser Weg sollte nicht in Druck oder Stress münden. Manchmal können erste Gespräche schon befreiend wirken, da jemand ohne Vorurteile zuhört und die Probleme ernst nicht. Es kommt keine Kritik, dass man still funktionieren soll. Dies ist ein erster Schritt auf dem Weg der Heilung, jedoch wird dieser meist länger andauern. Ein Erfolg oder eine gewisse Geschwindigkeit kann dabei nicht erzwungen werden. Das hängt sowohl vom Helfer als auch vom Hilfesuchenden und seinen Problemen ab. Hier können Probleme in der Vergangenheit verkettet sein, die erst im Laufe der Therapie sichtbar werden. Jedes Gespräch ist wertvoll, auch wenn es nicht immer direkt so scheinen mag. Der Patient nimmt immer etwas daraus mit. Manchmal ist es direkt sichtbar, in anderen Fällen kann die Erkenntnis auch erst Monate später eintreten. Ein guter Helfer versucht daher die Sitzung mit einem positiven Ende zu gestalten, dass der Patient ein gutes Gefühl beim Verlassen der Praxis hat. Das ist je nach Thema nicht immer möglich, da viele negative Erlebnisse aufgewirbelt werden können. Jedoch sollte man nicht immer mit einem schlechten Gefühl aus dem Gespräch gehen. Ebenso sollte von Gespräch zu Gespräch eine Vernetzung bestehen, um den Patienten als Ganzes zu behandeln und nicht jedes Mal ein einzelnes Ereignis ohne Zusammenhang betrachten. Hierzu wird sich ein Helfer gerade auch zu Beginn Notizen machen, Begebenheiten zu denen er weitere Fragen hat und genauer beleuchten will, und ein Verständnis für die Vergangenheit des Patienten aufbauen, so dass dieser nicht mit allen Erklärungen immer wieder von vorne beginnen muss.
Manche Helfer glauben, dass ein Patient aus (gelenkten) Gesprächen alle Erkenntnisse und Fehler selbst erkennen muss. Der Helfer wird also selbst wenig sagen oder gar erklären. Ein solches Vorgehen kann bei dem Patienten einen gewissen Druck oder Verwirrung auslösen, in schlimmen Fällen gar Verzweiflung, warum die Therapie nicht endlich anschlägt. Erzählt der Patient nur, ohne Lenkung durch den Helfer, kann er sich in Gedankenspiralen verlieren. Hierbei ist diese Therapiemethode dann die falsche für den Patienten, da sie in Frust und Resignation enden kann. Ein solcher Patient benötigt eine aktivere Begleitung mit einem Dialog mit dem Helfer. Ein guter Helfer sollte dies merken und dem Patienten eine entsprechende Rückmeldung geben um gemeinsam daran zu arbeiten. Der Helfer muss in diesem Fall als aktiver Begleiter auftreten und die Arbeit nicht allein beim Patienten belassen. Zuhören kann wichtig sein, doch ohne ein Feedback kann es vielen Patienten schwerfallen zu reflektieren. Eine Sitzung sollte daher nicht zum Selbstläufer werden, sondern gelenkt sein. Hierbei kann der Patient seine Themen wählen, die ihn beschäftigen. Der Helfer kann das Gespräch entsprechend leiten. Ein Helfer sollte auch selbstkritisch herangehen, ob ein Patient überhaupt in der aktuellen Lage ist, Problemlösungen selbstständig zu erkennen und zu bestreiten. Ist diese Methode nicht wirksam, sollte das Vorgehen geändert werden, dass der Patient die bestmögliche Hilfe erhält. Die Gespräche sollten zumindest teilweise lösungsorientiert sein und auf eine Heilung oder Behandlung der Krankheit abzielen. Es sollen nicht nur die Symptome bekämpft werden, sondern auch die Ursache. Oftmals wird Therapie als ein Kampf gegen eine Krankheit gesehen. Jedoch sollte der Fokus auch das Gesamtbild einschließen und somit auch eine Milderung von Symptomen, die das Leben etwas leichter machen können.
In einer Krise steht der Patient zusätzlich oft in einem geistig-emotionalen Widerspruch. Der „Kampf gegen etwas“ kann daher auch eine gewisse ablehnende Haltung einschließen. Sie kann zur Hürde werden, die unüberwindbar erscheint. Daher kann hier auch eine Umformulierung helfen: Ein Kampf für Heilung oder Besserung. Diese Einstellung kann zusätzlich den Therapiedruck mildern etwas erreichen zu müssen.
Probleme beruhen teilweise auf inneren Blockaden, eine Art Schutzmauer gegen bestimmte Situationen oder Erlebnisse. Diese Blockaden können über einen Zeitraum entstehen oder durch ein einmaliges Ereignis. In der Therapie ist es wichtig den Ursprung dahinter zu erkennen, so dass nicht gegen ein Symptom, z. B. eine Abwehrhaltung, angegangen wird und gegen diese Mauer angerannt wird. Wird diese Mauer auf einen Schlag eingerissen, so kann es sogar zu einem Schockzustand kommen. Ein guter Helfer unterstützt den Patienten, das Problem zu erkennen und eine übertriebene Schutzhaltung zu mildern. Der Patient wird animiert, diese Mauer selbst Stein für Stein abzubauen. Der Stress wird damit gelöst und nicht gefördert. Eine Therapiestunde sollte daher zwanglos sein, jedoch nicht gleichgültig.
Patienten können oft in einer Therapiesitzung stark verwirrt sein. Es werden viele Emotionen oder Erlebnisse heraufbeschworen oder Krisensituationen angesprochen. Der Patient darf daher in Gesprächen immer Klarheit fordern, was der Helfer genau meint. Der Helfer sollte keine abstrakten Begriffe oder Formeln verwenden, sondern erklären können, was er meint und wie seine Methode hier wirken soll. Versteckt sich ein Helfer jedoch hinter kryptischen, wie auswendig gelernten Formulierungen und kann sich selbst nicht erklären, so kann es scheinen, dass er von der Methode oder den Lösungsideen selbst nicht genügend Ahnung hat. Hier darf der Hilfesuchende nachfragen und sollte sich nicht mit wenigen Sätzen abspeisen lassen. Gute Helfer sind geduldig. Für eine Problemlösung kann es wichtig sein mehrere Begleitumstände zu erklären und damit „über den Tellerrand hinaus zu blicken“ um Zusammenhänge zu erkennen. Als Patient ist man oft auf ein Problem oder eine negative Situation fokussiert, als ob man Scheuklappen trägt. Weitere Faktoren rundum können dadurch vergessen werden. Durch Nachfragen kann ein Helfer dazu bewegen die Sichtweise zu ändern und damit ein Bild zu vervollständigen oder helfende Aspekte zu finden.
Eine Therapie zu beginnen, zeigt erst einmal, dass die Akzeptanz eines gesundheitlichen Problems vorliegt. Zur Lösung des Problems wird eine Fremdhilfe benötigt. Dabei darf jedoch keine Abhängigkeit zu dieser Fremdhilfe entstehen. Es sollen vielmehr neue Verhaltens- und Denkmuster gefördert werden, die die eigene Resilienz steigern. Es ist also vielmehr ein unterstützender Prozess von außen. Oftmals ist die Hilfe zeitlich begrenzt. Ist die unterstützende Phase beendet, so soll eine Selbstständigkeit im Umgang mit Problemen erreicht sein. Der Änderungsprozess des Patienten muss mit dem Ende der Therapie nicht zwingend abgeschlossen sein, denn das Leben bietet immer wieder neue Situationen, auf die man sich einstellen muss. Vielmehr soll der Patient eigenständig in der Lage sein, auf solche Situationen zu reagieren, dass er damit klar kommt. Eine Therapie ist damit die Anleitung der Hilfe zur Selbsthilfe. Ein Helfer führt während des gemeinsamen Wegs den Patienten in die Eigenverantwortlichkeit und Autonomie. Der Helfer lernt den Patienten sich selbst zu helfen.
Gespräche in einer Therapie können auch schwierige Themen beinhalte. Der Helfer, aber auch der Hilfesuchende, müssen beide ein Problem bis in den Kern verstehen, damit man es vollständig beseitigen kann. Hierbei kann ein Faktor sein, dass Opfer erkennen, dass sie keine Schuld an einem Vorfall tragen. Dies kann ein langer Weg sein, auf dem der Helfer das Opfer begleitet. Ein Patient muss demnach aus der Opferrolle herauskommen, die sich vielleicht auch als „negative Komfortzone“ ausgebildet hat. Ein Helfer sollte diese Opferrolle nicht verstärken, sondern helfen aus ihr heraus zu kommen, wieder vertrauen zu fassen und freudvoller ins Leben zu gehen. Der Patient muss die Ereignisse der Vergangenheit neu begreifen lernen, damit eine Entwicklung im Jetzt eintreten kann. Dadurch ergibt sich ein neuer Blickwinkel im Jetzt auf Interaktionen und kann zu einer Verhaltenssicherheit und Stabilität führen. Manche Menschen können auch nach jahrelanger Therapie immer noch Probleme mit Emotionen haben, z.B. Angst. Ein Helfer möchte hier schrittweise auf Situationen eingehen und aufzeigen, dass die Angst unbegründet ist. Der Patient muss dies erkennen und sich an das neue Gefühl gewöhnen. Teils wird hier auch eine Konfrontation gefordert. Der Helfer sollte hier jedoch den Patienten fordern und fördern, jedoch nicht überfordern. Und auch bei einer entwickelten Angst ist es wichtig zu erkennen, warum der Patient diese Angst verspürt, die Wurzel dieser Angst zu finden. Wichtig ist ebenfalls, dass Themen in einer Therapie nicht tabuisiert werden. Patienten können manche Themen sehr unangenehm sein, insbesondere wenn ein persönliches Schuldeingeständnis oder Versagen beteiligt ist, z.B. bei Rückfällen eines Suchtverhaltens oder Themen, die die Sexualität betreffen. Geht ein Helfer nur oberflächlich darauf oder entwickelt sich bei ihm selbst hier ein Schamgefühl, so sollte angedacht werden, den Helfer zu wechseln, da er für diese Problematik der falsche Ansprechpartner ist. Solche Erfahrungen und durchleben von schwierigen Situationen können dem Patienten viel abverlangen. Daher ist es wichtig, dass ein Helfer entsprechen darauf vorbereitet und schrittweise an das Problem herantritt. Ebenso sollte es immer eine Nachbereitung geben, die dem Patienten zeigt, dass auch nach dem konfrontierenden Ereignis für sein Wohl gesorgt wird und die Anspannung abgebaut werden kann.
Im Verlauf der Therapie wird ein Mediziner oder Therapeut eine Diagnose stellen. Alternative Helfer können hier möglicherweise einen Verdacht aussprechen, jedoch sollten Diagnosen immer von Fachleuten gestellt werden. Eine Diagnose kann erst einmal erschreckend wirken, jedoch kann sie auch das Bewusstsein für das Problem bzw. die Krankheit des Patienten fördern. Für manche mag es auch befreiend wirken, da sie nun endlich wissen, was mit ihnen los ist. Eine Diagnose kann auch ein weiterer Schritt auf dem Weg der Hilfe bedeuten: eine Diagnose ist eine Akzeptanz des Jetzt. Auf ihr kann man den weiteren Weg aufbauen und eine Hilfe für die Zukunft erarbeiten. Bei Diagnosen ist zu beachten, dass man sie mit großen Schubladen vergleichen kann. Bei einer Krankheit mögen viele Symptome über viele Patienten gleich auftreten. Jedoch ist jeder Patient auch individuell mit einer eigenen Vergangenheit und einer eigenen Krankheitsgeschichte. Diese sollte vom Helfer immer berücksichtigt werden. Eine Diagnose ist also eher eine grobe Richtung, in der es weiter geht. Teilweise können auch mehrere Diagnosen zeitgleich vorliegen. Problematisch kann hingegen wirken, wenn sich der Patient auf die Diagnose reduziert und in seiner Krankheit verliert. Hier sollte ein Helfer eingreifen und ein entsprechendes Krankheitsbewusstsein mit dem Patienten erarbeiten. Manche Patienten wollen krank sein. Sie sind begierig auf jede neue Diagnose, die doch beweist, wie schlecht es ihnen geht. Wird der Helfer daher öfter gewechselt um nach Möglichkeit auch eine neue Diagnose zu bekommen, so steht hier die Krankheit, aber nicht die Heilung im Vordergrund. Hier werden durch den Helfer die Vorteile einer zwischenmenschlichen Zuwendung und die erhaltene Aufmerksamkeit ausgenutzt. Oftmals ruht sich der Patient dann auf der Krankheit auf, da er die erhaltene Aufmerksamkeit schätzt. Eine Mitarbeit zur Heilung ist eher gering. Diese Abläufe können beim Patienten unterbewusst geschehen. Der Patient hat das Gefühl krank sein zu müssen, bei allem, was in seinem Leben passiert ist. Ein normales, glückliches Leben ist für ihn nicht vorstellbar. Hier können Diagnosen sogar schädigend wirken und einen gewissen Teufelskreis auslösen. Ein guter Helfer erkennt das, insbesondere wenn das Verhalten des Patienten schon länger andauert. Er wird hier mit Diagnosen vorsichtiger sein. Diagnosen können sich im Laufe der Therapie ändern, gerade wenn eine Therapie über mehrere Jahre anhält, da auch das geführte Leben in diesen Zeiträumen Änderungen unterliegt. Die Vergangenheit prägt den Patienten und kann dadurch Probleme oder Krankheiten mit in die Gegenwart ziehen. Aber auch aktuelle Situationen können neue Probleme mit sich bringen. Oftmals kann sogar eine Verknüpfung zwischen beiden bestehen. Wichtig ist, dass alle Themen in einer Therapie angesprochen werden können, so dass eine Milderung der Situation eintreten kann.
Je intensiver eine Krankheit ist und je verstrickter der Patient in seinem negativen Verhalten, desto mehr Spezialisierung kann durch den Helfer erforderlich sein. Daher gibt es z.B. spezielle Kliniken bzw. Stationen (z.B. Sucht oder Essstörungen), die eine Hauptdiagnose behandeln. Nebendiagnosen (z. B. Depressionen) werden natürlich ebenfalls berücksichtigt, diese sind jedoch eher eine Begleiterscheinung. Wird die Hauptdiagnose gezielt behandelt, können auch die Nebendiagnosen gemildert oder geheilt werden.
Ein passendes Verständnis des Patienten zu einer Therapie muss gegeben sein. Eine Therapie hilft nicht von außen, sondern sie will die Selbstheilung fördern. Es soll ebenfalls keine Abhängigkeit bestehen, sondern ein Weg in die Selbstständigkeit, d.h. ein selbstständiger, positiver Umgang mit Problemen, gefördert werden. Eine Abhängigkeit hindert die Selbstständigkeit und kann in Stress umschlagen, insbesondere wenn die Therapiestunden auslaufen. Eine Therapie soll daher die Einstellung und das Handeln des Patienten positiv beeinflussen, um mit verschiedenen Lebenssituationen besser umgehen zu können. Und das kann ein Mensch immer nur selbst bestimmen und beeinflussen. Der Helfer zeigt also einen Weg auf und leitet den Patienten an. Es liegt beim Patienten diese Hilfe anzunehmen und die Aktionen umzusetzen. Die gefühlte Ohnmacht vor problemen soll aufgehoben werden. Der Helfer ist also ein Prozessbegleiter. Er nimmt den Patienten an die Hand, bis dieser wieder alleine laufen kann. Ziel sind stressfreie Zustände, mehr Lebensqualität, ein besserer Selbstwert und ein besseres Selbstbewusstsein.
Neben der eigentlichen Hilfe, können auch Medikamente (auch pflanzliche) angeraten werden. Die dienen der Unterstützung im Umgang mit extremen Emotionen, wie Unruhe oder Ängste. Sie regulieren oder dämpfen die Symptome. Eine Unterstützung kann hilfreich sein, da sie die Möglichkeiten der Hilfe erweitert. Ob jedoch Medikamente genommen werden möchten, sollte jeder selbst entscheiden. Man sollte sich hier zu nichts drängen, sondern lieber aufklären lassen, in wie fern ein Medikament unterstützen soll. Den Stresspegel zu senken, kann helfen an schwierigen Situationen zu arbeiten oder den Alltag besser zu bewältigen. Medikamente sind jedoch kein Heilmittel. Drängt ein Helfer sehr stark auf die Einnahme von zusätzlichen Mitteln, sollten die Motive hinterfragt werden: einem Patienten kann es so schlecht gehen, das jeder Schritt in einer Therapie in einem emotionalen Desaster enden kann. Ein solcher Patient kann dann als nicht therapiefähig (insbesondere für ambulante Therapie) gelten und muss zuerst durch mehr Fürsorge stabilisiert werden. Hier kann der kurzfristige Einsatz von Medikamenten unterstützen oder ein Klinikaufenthalt angeraten werden. Ist dies jedoch nicht der Fall und ein Helfer drängt weiterhin zur Einnahme, kann es auch sein, dass er damit seine eigenen Erfolgschancen verbessern will. Erst eine persönliche Änderung der Sicht- und Handlungsweise kann langfristig helfen. Besonders achtsam sollte man sein, wenn ein Helfer seine „Mittel“ (z.B. pflanzliche Mischungen) selbst vertreibt. Rezeptpflichtige Medikamente dürfen nur Mediziner verschreiben, die die Einnahme, Wirkung (in negativen Fällen auch Nebenwirkungen) und auch Auswirkungen auf den Körper (z.B. Leberwerte oder im schlimmsten Fall auch Abhängigkeiten) beobachten und gegensteuern können. Bei den sogenannten behandelbaren aber nicht heilbaren psychischen Krankheiten, kann eine Dauermedikation hilfreich sein. Gerade Abhängigkeiten führen zu Bedenken, die einem Helfer mitgeteilt werden sollten.
Quellen:
Herejk, Andreas. Wie man gute Therapeuten und Berater findet: Was Sie wissen müssen, wenn Sie am Psychomarkt gute Hilfe finden wollen (German Edition). Kindle-Version (2018)
Eigene Erfahrungen